Donnerstag, 4. Januar 2024

Letzter Tag in Mamallapuram

Früher, als es noch nicht überall Wifi gab, musste ich jedes Mal einen Internetspot aufsuchen, wenn ich an meinem Blog schreiben wollte. Irgendwie war das einfacher als im Hotel eine Zeit zu finden, in der ich ungestört bin und mit dem Laptop auf dem Bett sitzen kann. 

Eine kleine Gruppe stand heute schon um sechs Uhr auf, um noch vor dem Morgentanz und dem Frühstück den Skulpturenpark und Krishnas Butterball zu besuchen. Wir waren die ersten Besucher, außer uns waren nur einige streunende Hunde unterwegs. Als wir fast am Ende unseres Rundgangs angelangt waren, fing es an zu regnen und wir nahmen Schutz in einem der vielen Tempelschreine, die dort in die Felsen gehauen sind. Krishnas Butterball ist übrigens eine riesige Steinkugel, die scheinbar wie durch Wunder auf einer großen, glatten Felsenfläche steht.

Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir kurz an einem kleinen Teestand halt und tranken aus kleinen Gläsern Masala-Tee mit Milch und "little sugar". Ein Motorrad hielt an, und der Fahrer lud aus einer großen Metallkiste auf seinem Gepäckträger Samosas, von denen der Teeverkäufer (der eine Wollmütze trug, die nur die Augen, die Nase und den Mund freiließ) uns drei Stück auf den Tisch stellte. Während wir die frischen Samosas verspeisten, unterhielten wir uns über die buddhistische Lehre vom "Rad des Lebens"; einige von unserer Gruppe haben nämlich ein Thangka - ein Rollbild des tantrischen Buddhismus - mit diesem Motiv gekauft und wollten wissen, was es damit eigentlich auf sich hat. 

Nach dem Morgentanz auf der Dachterrasse ging es wieder zum Frühstück zum Mamalla Bhavan. Dort bestellte ich heute ein zwei Idlis (Reiskuchen) mit Soße, die auf einem Bananenblatt serviert wurden, und dazu gab es wieder Tee, den unsere Bedienung kunstvoll von einem Schälchen in den Metallbecher und wieder zurück goss, bis das Getränk schaumig war. Da man mit der Hand isst, wäscht man sich vor dem Essen die Hände an einem Waschbecken, das sich zu diesem Zweck im Restaurant befindet (nach dem Essen natürlich auch). Ich esse mit der linken Hand, obwohl sie beim Essen tabu ist (da man sich - wenn man Rechtshänder ist - damit auf der Toilette reinigt), aber selbst in Indien muss es sich inzwischen rumgesprochen haben, dass es Linkshänder gibt. Als Ausländer bekommen wir inzwischen auch oft einen Teller mit Löffeln auf unseren Tisch gestellt, und wir sehen öfter als früher Inder, die nicht mit der Hand essen, sondern beim Essen einen Löffel benützen.

Mamallapuram ist überlaufen von rotgekleideten Pilgern, die genau wie wir alle Sehenswürdigkeiten abklappern und sich zwischendurch gern mit uns fotografieren lassen, was auf Gegenseitigkeit beruht. 

Was sonst heute noch passierte: ein Konflikt mit dem Besitzer von Joe's Café, der der Meinung war, dass eine von unseren Teilnehmerinnen ihre Zeche nicht bezahlt hatte. Es stellte sich aber bald heraus, dass die Frau, die er meinte, gar nicht zu unserer Gruppe gehörte. 

P und ich gingen zu zwei verschiedenen Geldautomaten, um in sieben Transaktionen genügend Geld abheben zu können, mit dem wir die Hotelrechnung bar bezahlen konnten. Außerdem hatten wir Verhandlungen wegen der Busfahrt, da wir morgen Mamallapuram verlassen werden. Zwar können in Indien zehn Inder Platz in einer Riksha finden, aber ein Bus mit 16 Sitzen ist für 16 Personen mit Gepäck zu klein, deshalb musste ein größerer Bus her. 

Wir gingen später am Nachmittag noch an den Strand, wo gerade die Fischer damit beschäftigt waren, ihre Netze zu entwirren. Ein schönes Bild, die aufgereihten, farbenfrohen Fischerboote, deren Motoren ziemlich selbstgebastelt aussahen. Unser Versuch, am Strand entlang zu laufen, gelang uns nicht wirklich, und wir mussten bald erkennen, dass die Wiese, auf der wir gelandet waren, der Tummelplatz von Wildschweinen war, die hier (wahrscheinlich nicht nur aus Tierliebe) offensichtlich geduldet werden.      

Ein kurzer Besuch beim Ufertempel, majestätisch ganz in der Nähe des Wassers gelegen. Die Steinskulpturen und Reliefs sind abgenagt und unkenntlich gemacht von Wind und Wetter und wohl auch vom Meerwasser, das hin und wieder - bei Sturm und Flutwellen - darüber spült. Früher gab es hier sieben Tempel, aber die anderen sechs befinden sich inzwischen auf dem Meeresboden, Opfer der Naturgewalten. 

Hinterher liefen wir die Marktgasse ab, die zum Meer führt, und wo man Snacks, Kleidung, billiges Spielzeug, Taschen und Haargummis kaufen kann, waren aber bald zunehmend überfordert von der Menschenmenge und beschlossen, zurück zum Hotel zu gehen. Inzwischen hatte es auch angefangen zu nieseln, und die für den Abend vorgesehene Tanzvorstellung unter freiem Himmel wurde abgeblasen. Vorher hatten wir die riesenhaft wirkenden Tänzer des ersten Programmpunkts ("Volktanz") mit klirrenden Kostümen und hochaufgetürmten Kopfbedeckungen in der Ferne vorüberlaufen sehen, einen Trolley hinter sich herziehend. Am Strand war eine Gruppe von rotgekleideten Pilgern, die im Kreis tanzten, dabei die bunten Stecken, die sie in den Händen hielten, zusammenschlagend.

Wir schlossen den Tag im Buddha Café ab, ich trank einen Ananassaft und aß Chili Paneer. Der Koch hatte mich gewarnt, dass das Gericht sehr scharf sein würde, und hinterher beschwerte ich mich scherzhaft bei ihm darüber, dass ich von dem Chili kaum etwas geschmeckt hatte. Er versprach mir, dass es nächstes Mal schärfer sein würde. 

Inzwischen gibt es einige mehr Erkältungsopfer in der Gruppe, und auch ich spüre leider ein Kratzen im Hals ein Kitzeln in der Nase (als wäre ich in den letzten Monaten nicht schon genug erkältet gewesen) und habe versucht, der beginnenden Erkältung mit Ingwer, Lime und einem ayurvedischen Kräutertee zu begegnen. 

Wir waren zum Abschied noch einmal bei Ajaz und kauften je eine kleine Schachtel Safran aus Kashmir (und bekamen gleich noch je eine Schachtel dazu geschenkt) und blieben ein wenig dort sitzen und tranken Tee, den der Neffe wieder von einem Teestand geholt hatte. Ajaz rief seinen Bruder Riyaz in Kashmir an, und dieser lächelte uns mit Wollmütze vom Handy entgegen. Wir tauschten einige Floskeln über das Wetter aus und wünschten ihm dann eine gute Gesundheit, da er gerade wegen seinem Herzen beim Arzt gewesen war). 

Die Blusen, die ich bei der Schneiderin um die Ecke bestellt hatte, waren heute Abend fertig, und ich war sehr zufrieden mit dem Ergbnis. Wir machten ein gemeinsames Foto mit ihr und sie bot uns an, dass wir bei ihr auch von Schweden aus Kleider bestellen könnten, die sie uns dann schicken würde. 

Es ist Zeit, das Licht auszumachen. Wir haben bereits fast alles gepackt. Morgen ist erstmal Programm wie üblich, mit Morgentanz und Frühstück im Mamalla Bhavan, bevor unser Bus uns in ca. 7 Stunden (hoffentlich weniger) nach Thanjavur bringt. 

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