Mittwoch, 24. Januar 2024

Letzter Abend in Pondicherry

Heute Abend saßen wir im kleinen Zimmer unserer Mitreisenden, teilten uns eine Flasche Bier (in Colagläsern), aßen Erdnüsse aus kleinen Plastikverpackungen, P und ich hatten außerdem ein "Parcel" beim nächstgelegenen indischen Imbiss gekauft mit (fritterten) Linsenbuletten und Blumenkohl- und Kartoffelbällchen (im Teig frittiert). Dann aßen P und ich in unserem Zimmer noch den Rest unserer Vollkornbaguette mit Butter und Scheiblettenkäse, den wir heute bei unserem kleinen Lebensmittelkiosk auf der anderen Straßenseite erstanden haben. 

Was uns an Pondicherry gefallen hat: 

- Unser Hostel. Die familiäre Stimmung hier, die Frauen, die herumwuseln, reden, bügeln, kochen, die anderen Bewohner, z.B. eine Inderin, die in der Schweiz wohnt, zwei Frauen aus Holland (Mutter und Tochter), die mit dem Nachtbus aus Alapuzzha gekommen sind und müde auf einem der Sofas auf der Terrasse lagen, bis ihr Zimmer fertig war. Wir mochten den Kühlschrank und die Küchenutensilien, die Induktionsplatte, die Zitruspresse, die Bratpfanne. Wir mochten auch die Dachterrasse, auf der man waschen konnte, am besten an den Vormittagen und am späten Nachmittag, wenn die Sonne nicht so heiß schien. Die Terrasse, auf der man lange sitzen konnte, bis mit der Dunkelheit die Mücken herangeschwirrt kamen (denen der Nachtwächter mit einem elektronischen Mückentöter in der Form eines kleinen Federballschlägers den Garaus macht). 

- Wir mochten die Boulangerie in der Straße, in derem kleinen Verkaufsraum man sitzen und ein Pain aux Raisins zum schwarzen Filterkaffee essen konnte. 

- Ich mochte die kleinen Verkaufsstände, die ich heute früh entdeckte, an denen man gesunde Getränke kaufen konnte (ich kaufte einen Rote Bete-Karotten-Apfelsaft, der lauwarm war und in dem "wegen dem Geschmack" kleine Apfelstückchen schwammen). In der gleichen Straße sahen wir heute einen jungen Mann, der mit einem Stein, den er aus einem Haufen mit Abriss-Abfall geklaubt hatte, Hantelübungen machte. 

- Früh am Morgen war es schön, am Meer entlang zu gehen, gemeinsam mit vielen anderen Menschen, die zu diesem Zweck dorthin gegangen waren. Ein Mann mit weißem Haar und Bart und in ein gelbes Tuch gehüllt saß auf einem der Steine und meditierte, mit Blick aufs Meer. 

- Ich fühlte mich auch im Sri Aurobindo Ashram wohl, in der Stille, die dort herrscht, in dieser Stimmung der Hingabe und Ernsthaftigkeit.

- Enttäuscht war ich von der Kofi-Barr (sic!), die ich bei meinem letzten Besuch so geliebt hatte und die jetzt einen lieblosen und heruntergekommenen Eindrucke machte. Der Tee schmeckte so scheußlich, dass wir ihn stehen ließen und weiter gingen. 

- Der Müll auf den Straßen, die verfallenden Häuser, der Eindruck der Vernachlässigung und der wachsenden Klüfte zwischen Armen und Wohlhabenden, all das war schwer zu ertragen, und auch die Masse der Motorrad- und Rollerfahrern, die nicht nur das Verkehrsbild und die Abgase bestimmen, sondern auch das Straßenbild. 

- In einer Ayurvedaklinik wollte ich eine Nasenbehandlung haben, wurde aber wieder weggeschickt, weil es sich nur rentiere, wenn man es an drei Tagen hintereinander mache. 

Insgesamt haben wir uns erholt und Abstand gewonnen zu den anstrengenden Details unserer Gruppenreise. Wir haben angefangen zu arbeiten und bewegen uns jetzt allmählich auf das Ende der Reise zu.      

Heute waren wir auf einen Besuch im Botanischen Garten. Auf den Bänken, auf denen man sitzen konnte (die also Sitzfläche und Rückenlehne hatten) saßen Liebespaare, auf den Spielplätzen tobten kleine Kinder mit (Vor-)Schuluniformen und kleinen Sonnenhüten oder -kappen. Die Mädchen und Jungen trugen die gleiche Kleidung, ein kariertes Hemd und Khaki-Shorts, aber an den Hüten konnte man sie unterscheiden. 

In einem sehr beliebten südindischen Restaurant (Surguru) in der Mission Street lernten wir eine Inderin kennen, die seit ihrem 8. Lebensjahr in Frankreich lebt und gerade zu Besuch in ihrer Geburtsstadt ist. Wir fingen ein Gespräch mit ihr an, über südindischen Thali und Biryani. Sie sagte, die Stadt habe sich seit ihrer Kindheit sehr verändert. Damals sei es eher ein Dorf gewesen. Der Verkehr (die vielen Motorräder) machte ihr zu schaffen. Wir redeten auch über die "Liqueur Stores", die hier ein trauriger Einschlag im Straßenbild sind. Alkohol um des Alkohols willen. 

P und ich sind uns einig darüber, dass wir jetzt eine ganze Zeit nicht mehr nach Pondicherry kommen müssen. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich mir Indien noch einmal antun möchte, oder ob es für mich das letzte Mal ist. 

Ich werde morgen noch einmal einen Rückblick auf unsere Zeit im Ashram und in Trichy schreiben, vielleicht fallen mir noch Einzelheit zu Pondi ein, aber im Moment bin ich einfach zu müde zum Schreiben, die Augen fallen mir andauernd zu, und ich schaffe es wohl nicht mehr, diesen Eintrag noch einmal durchzulesen. Es ist erst 20:45. Gute Nacht!

   

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